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"Trauma und Überraschung in der Kunst"

"Das Symptom - Wege und Umwege"
Mary-Noele Dupuis - 2001


"Die Sprache ist vergleichbar mit einem Blatt Papier : Das Denken ist die Vorderseite und 
der Laut die Rückseite ; man kann nicht die Vorderseite ausschneiden ohne gleichseitig die 
Rückseite auszuschneiden ; ebenso, in der Sprache, kann man weder den Laut von dem Denken 
abtrennen, noch das Denken von dem Laut."                                  
                                                      F.de Saussure.

"Und täglich grüßt das Murmeltier" (Film)...
So könnte man sich das Trauma als Horrorfilm vorstellen, in dem sich immer das gleiche 
wiederholen würde. Immer von vorne an, als ob es nichts passiert wäre...
T? Raum (a) ? Wann kommt die Überraschung? Sicherlich unerwartet...
Der Signifikant ist aus dem SCHNITT geboren,  der ihn? GENAU? mit dem Konzept VERBINDET; 
auch wenn Lacan die Existenz eines Signifanten?Fluß anerkennt, setzt er zu Saussure eine 
DIFFERENZ : Die Existenz einer Sperre (Barre) frappiert das menschliche Subjekt; in dem 
Sinne: das sprechende Subjekt WEISS EINFACH NICHT WAS ES SAGT:
"Die Sprache ist die Bedingung des Unbewussten." Lacan.
Das Symptom sagt etwas in einer indirekten Form und macht sich  dadurch für das Subjekt 
unerreichbar. Was für einen Signifikanten zählt ist NICHT die Bedeutung, aber sein Phonem 
(Laut, Schrift)Zeichen, d.h. das akustische Bild des Wortes selbst (wie die Poetik)? 
d.h. die vielfachen Assoziationen (Connotations) des Signifikanten ? d.h. die Interpretationen.

Der kleine Hans verweigert sich auf seine Phallus?Träger Position zu verzichten; er verweigert 
diese Position gegen die Kastrations?Angst und gegen die Bedrohung des Verschwindens des Begehrens. 
Er kann die symbolische Kastration nicht erreichen und macht die Wirkungen der
Kastration im imaginären Register durch. Der Raum, die Wirklichkeit, die Weltrepräsentenz sind, 
von nun an Grenzen, Amputationen der Räume, Schwellen, die nicht zu überschreiten sind, verbotene 
Gebiete, gelöschte Räume : was sehr widersprüchliche Beschränkungen sind, wenn man sieht wie klug 
und frei der kleine Hans in der Sprache ist.
Wir haben es da mit der Verkettung des Begehrens zum Begehren des Anderen zu tun: Was will SIE 
(die Mutter) mir?

Der Rundstab ist ein Luftschlauch, der das Begehren mit dem Begehren des Anderen verkettet. 
Der Phallus ist das Medium zwischen Anspruch und Begehren.

"Wie schön ist es, Kunst zu machen" hört man...man kann sich damit entfalten, 
sich verwirklichen ..." Jede Medaille hat 2 Seiten.
Den Trieben ist sicherlich egal, was das Subjekt durchmachen muss. Die Triebe wollen einfach 
befriedigt werden. Egal wie! Durch Umkehrung, Umwendung, Verdrängung oder Sublimierung. 
Da sind Montagen; und wer Montagen sagt, sagt Vielheit; und wer  Vielheit sagt, sagt 
 

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Gegensatz, ZWEIHEIT.

Freud hat sich gefragt, woher die Lebenskraft des menschlichen Wesens
kommt und woher sich die neurotischen Symptome bilden, und wie das
passiert, und warum ?
Warum die Neurose ? Warum die Angst ? Warum die Hysterie?
Ich werde hier weiter bohren ? genau da, wo der "Töpfer von Lacan" sich bemüht hat, ab dem 
Signifikanten einen zentralen Platz der Leere zu bilden, einen Mangel zu entwickeln? 
genau da, wo die Zweiheit der Triebe macht, was sie will... weil sich am Ende 
alles auf die Frage zuspitzt: wird es überhaupt einen Topf geben? Kunst oder Symptom?
Die Kunst soll ein Symptom sein, aber ein Symptom das klappt!
Mit anderen Worten, wie passiert es, daß die Kunst entsteht?
Die Triebe haben sich etwas ausgedacht? als "Arrangement", mit der großen Maschinerie: 
und wenn ich sage "Arrangement", meine ich, das ist eine Ausbesserung vor 
dem so genannten "unbewussten Konflikt", eine "Prothese" um? irgendwie? mit dem so 
genannten "Trauma" fertig zu werden. Trauma als überempfindsame Erfahrung.

Der Anspruch dreht das Objekt herum, aber er verpasst das wirkliche Objekt des Begehrens, 
das anderswo ist. Das Begehren des neurotischen Subjektes? im Rundstab repräsentiert? 
hat als Objekt den Anspruch des Anderen und umgekehrt, der Anspruch des 
Subjektes ist das Objekt des Anderen. Die Identifikation des Subjektes mit 
dem imaginären Phallus, am Gipfel des imaginären Dreiecks? als Objekt des 
Begehrens der Mutter - muß "zerstört" sein? bezogen auf das Enthüllen des Raumes 
des Anderen: der?Namen?des?Vaters.

Freud sagt, einmal zu Hans: "Viel früher bevor er zur Welt gekommen ist, hatte ich 
schon gesehen, dass ein kleiner Hans geboren werden würde, daß er seine Mutter  so 
sehr lieben würde, daß er gezwungen würde, Angst vor seinem Vater zu kriegen, 
und das habe ich einmal zu seinem Vater gesagt".

Wie kann man mit einem ursprünglichen Verlust, Mangel fertig werden?
Wie kann das Subjekt einen Zugang zu seinem Begehren finden ? ohne immer dafür zu leiden?
Wie kann man aus einem Trauma einen Traum machen ?
Wiederholt sich etwas. Wiederholung heißt, dass etwas NICHT geklappt hat; aber auch, dass 
wenn sich das wiederholt, man schon etwas davon haben muss: also ein GENIEßEN 
BEIM SCHEITERN. Diese Wiederholung 
bildet eine zwanghafte Ordnung, bei der aber das Subjekt etwas davon genießt. 
(Freud? 1916?: "Die am Erfolg scheitern").
Die Wiederholung selbst ist nicht böse; sie will nur darauf aufmerksam machen, 
daß diese unerträgliche Szene die Triebbefriedigung verhindert.
Weil es da schon um Schuld geht: eine ewige, unbezahlbare Schuld, eine Schuld, 
von der man sich so schnell nicht befreien kann. Der Todestrieb ist schuld...
Es gibt auf der anderen Seite KEINE Wiederholung: der Zug um 13 Uhr 15 ist doch nicht 
der gleiche!
Was kann man gegen diese ständige innere Sabotage des Todestriebs machen?
Tricksen? Wenn das geht...
Auf der anderen Seite ist dieser schlimme Todestrieb? als Basis für das  Funktionieren 
des seelisches Apparates? für die Kunst nötig.
Todestrieb und Lebenstrieb gehören zusammen: Je größer die Spannung zwischen diesen 2 ist, 
desto stärker ist der Knall.

 
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Das gespaltene Subjekt soll klüger sein als seine eigene Neurose mit ihren unbewussten Tricks. 
Das Unbewusste weiß, dass es sich betrügt und umgekehrt auch.
Wenn der Täuscher getäuscht wird, ist die Welt wieder in Ordnung und das Triebschicksal ist  
"Reduziert". D.h. das Trauma ist reduziert. D.h. symbolisiert.
Das arme Subjekt ist eigentlich nur das Resultat eines Zuknotens.
Alptraum wird vielleicht Traum...
Was geht da ab?
Die Wiederholung kreist und kreist und macht ein Loch. Der Trieb kreist um das Loch herum. 
Das Begehren kreist um das andere Loch ? das zentral ist ? und das bezeichnet ein Objekt, 
das nie erreicht wird. Aber zwischen diesen 2 Kreisen gibt es eine Wechselseitigkeit ; zwischen
Anspruch des Subjektes und Begehren des Anderen: jeder verpasst sein Objekt.
 
Die Neurose ? eine Phobie ? ist eine Pseudo?Lösung, um einen Schlenker um die Kastration 
zu machen; in etwa wie Schwarzfahren : nichts verlieren und alles gewinnen wollen : mit einer 
solchen Strategie wiederholt sich die Wiederholung immer wieder ; das Subjekt ist gefangen 
und immer wieder mit der Zahl 2 beschäftigt: man reitet auf einem "Freud?Pferd".
Tier?Phobie, Agoraphobie, Klaustrophobie haben Ähnlichkeit mit der Psychose, als Krankheit 
des Imaginären: von seinem eigenen Imaginären gefangen, steht da das Subjekt in einem 
extremen Widerspruch von Beherrschen und Hilflosigkeit.
Beherrschen des Raumes UND Hilflosigkeit im Raum; Räume, die durch die Perspektive organisiert 
sind. Da steht im Mittelpunkt ein Fluchtpunkt ? wie in einem Bild ? aber von wo aus auch das Auge 
guckt: EIN LOCH. Und das Subjekt wird zum Voyeur : aber zu einem Voyeur, der selbst gesehen wird 
und zwar von dem Standpunkt aus, von dem er sieht. Ein Bruchstück
des Raumes, der genau der Platz des Blickes ist : Raum als Bedrohung. Das ist das Reale des Blicks; 
und die Phobie ist hier der unendliche Preis, den der Phobiker bezahlen muss. Das zeigt das 
besondere Verhältnis? in der Phobie ? zwischen dem Imaginären und dem Symbolischen.
Das ist die Relation zu dem Unendlichen, die  prägt und mit der Angst bezahlt wird.
Der Einsatz der Phobie ist die Symbolisierung in ihrem schwierigen Verhältnis mit dem Imaginären. 
Was verdrängt ist, kommt zurück als Wahrnehmung des Draussens. Man kann sagen, daß die Phobie die 
Frage der Verdrängung stellt.
Wenn das unerträgliche Element als Trauma keinen Platz findet und nicht im Leben des Subjektes 
integriert wird, taucht das Symptom auf : Rechnung der Rückkehr des Gleichen; das ist die 
Unterschrift des Todestrieb als Rückkehr zum Ursprung ? zum Nichts.
Was sich nicht erinnern läßt, kehrt anders zurück ? durch die Wiederholung.

Das Möbius?Band ist eine Fläche, die erlaubt, von der Vorderseite zur Rückseite zu fahren, 
ohne dabei einen Rand zu überschreiten; das ist eine Art das Loch zu löschen, indem man es 
am Rand zusammenhält.
Das Subjekt genießt aus dem Todestrieb...
Wie kann man DAS "reduzieren"?
Beim Produzieren von "plus?de?jouir".
Die Nummer "3" ? und die "Dreier?Nummer"  - ist die Schöpfung ? das Kind, der heilige Geist?  
ist das RAUS aus der Wiederholung : KUNST.
KUNST nicht als Symptom aber Kunst als "Lösung" des Symptoms. Ein Verhandeln mit dem Symptom.
Kunst als Überraschung.

Tor(E)! But.